Wir kamen zur Kreuzung der Lichter. Bisher zogen wir immer zügig daran vorbei, aber Darko konnte Edwards Ruf unter dem Baum vernehmen, der von diesen schwebenden Lichtern bestrahlt wurde. Entschlossen näherten wir uns dem Baum und Eddie wurde mit seinem Herrchen wieder vereint. Jedoch spürten wir die Gefahr als die Lichter plötzlich erloschen, die Nackenhaare stellten sich auf aber wir konnten die Quelle des unwohligen Gefühls nicht erkennen. Aus dem nichts wurden wir von elektrischen Schlägen getroffen, als die Lichter wieder sichtbar wurden. Aber was sollten ein paar Lichter, die gut im verstecken sind, schon gegen uns ausrichten können? Gestern erst haben wir einen Dreckhaufenwächter zur Strecke gebracht! Motiviert hielten wir stand und eins nach dem anderen zerrissen wir diese Wesen.
Lemnor ging zu Boden, als nur noch ein paar übrig waren, aber ein schwacher Atem konnte noch von ihren Lippen wahrgenommen werden. Wir peppen sie auf, sobald wir das hier erledigt haben. Dachten wir jedenfalls.
Eins der Lichter näherte sich ihrem bewusstlosen Körper und es entzog ihr förmlich ihr Lebenslicht. Mitten im Gemängel konnten wir ein kurzes aufstöhnen von ihr hören und als sich unsere Blicke in ihre Richtung richteten, sahen wir, wie dieses Licht ihre Essenz in sich aufnahm und ausser einem kleinen Funken nichts mehr von ihr übrig blieb.
Geschockt und in Rage zugleich, bissen wir auf unsere Lippen und brachten den Kampf zu Ende.
Gebrochen standen wir fassungslos über dem, was einst Lemnor war. Von allen im Lager hätte ich sie zusammen mit Koralle am liebsten in die Freiheit zurückgeführt. Sie hatte es nicht verdient, ohne ihren treuen Gefährten an der Seite ihren letzten Lebenshauch auszuatmen. Ob die anderen im Lager es überhaupt Wert sind, gerettet zu werden? Wir werden wahrscheinlich niemand ablehnen, der uns begleiten möchte, aber jemanden zu überzeugen, der hier bleiben will, liegt mir fern. Wir konnten nicht mal Lemnor schützen und sie war die fähigste im Umgang mit den Gefahren in den Gräben. Die Expedition zum Tor zu schützen wird uns das Letzte abverlangen.
Aber heute ist nicht der Tag, um sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Koralle ruft noch um Hilfe…
Wir waren fokussiert und hatten ein Ziel vor Augen. Der Weg wurde durch Stille geprägt. Ein Abhang voller Barrikaden schien zu Koralle zu führen. Der Wolf befand sich in einer Aushöhlung am Rand inmitten des Abhangs. Grässliche Untote erhoben sich als wir uns näherten. Genau das richtige, um den Frust über den Verlust etwas abzubauen.
Pedro konnte Koralle beruhigen und eine Verbindung zu ihm aufbauen. Wir schlugen die Untoten zurück, aber als wir kurz davor waren zu verschwinden, bildeten sich seltsame Wellen im Boden des Torraums, die auf uns zukamen. Einer nach dem anderen erhoben sich mehrere Dreckhaufenwächter aus dem Kadaverboden. Ein oder zwei kann ich vielleicht aufhalten, um den anderen Zeit zu verschaffen, damit sie fliehen können. Doch dann stand Darko an meiner Seite - er hatte wohl die gleiche Idee. Edward hat eine gute Wahl getroffen in seinem Herrchen. Als die Hoffnung unterzugehen schien, strahlte ein seltsames Licht von Pedro aus. Ich konnte meinen Augen nicht glauben: Das Licht trieb diese Abscheulichkeiten zurück!
Pedro erwähnte, dass er diese Macht aufrechterhalten kann und wir die Chance nutzen sollten, das Tor genauer zu betrachten. Meine Pranken schlotterten etwas, aber ich schüttelte das Gefühl der Unsicherheit ab. Pedro stieg auf meinen Rücken und ich bewegte mich im Galopp über dieses Meer aus Leichen hin zum Tor. Das Licht von Pedro pulsierte und hielt die Wesen auf Abstand, während er das Tor untersuchte und irgendetwas schien zu fehlen. Wir konnten Lemnors Leiche unter den Körpern sehen. Was macht die hier?! Für Fragen ist später noch Zeit, und so packten wir Sie mit auf meinen Rücken.
Pedro kanalisierte Magie und mit einem Glühen in seinen Augen bat er mich, näher an die Dinger heranzutreten. Sehr vorsichtig pirschte ich langsam zu ihnen hin, bis Pedro mir das Zeichen gab, dass es Zeit zu verschwinden sei.
Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und wir eilten zum Lager zurück. Koralle wurde wieder mit Lemnor vereint. Aber der Preis dafür war sehr teuer.
Wir teilten den anderen mit was vorgefallen war. Das Licht, das von Lemnor nach ihrem Ableben ausging, schien mit der Göttin Aurelia zu tun zu haben. Anscheinend heißt es, dass manche Seelen mit dem Licht verbunden sind - ein Geschenk Aurelias. Diese Stimme im Dunkel damals… war das etwa auch Aurelia? Ist sie vielleicht der Grund, warum wir noch eine zweite Chance erhalten haben? Hmpf, vielleicht sind doch nicht alle Götter so verrückt und niederträchtig…